um Joseph Anton Koch

Das Werk von Joseph Anton Koch – Wasser, Natur, römische Landschaften

In erster Linie fand seine Kunst Ausdruck in der Zeichnung und in der Malerei.

Der Lauterbrunnental - Zeichnung von J. A. Koch

Der Lauterbrunnental – Zeichnung von J. A. Koch

Die Zeichnungen sind zahlreich. Sie entstanden sowohl als eigenständiges Werk als auch als Skizzen für Gemälde. Erstere bezeugen sein Interesse für Ereignisse aus der Bibel und aus der Mythologie, sowie seine Leidenschaft für „Die Göttliche Komödie“ von Dante Alighieri. Diese Werke folgen stilistisch der neo-klassizistischen Tradition seines Lehrers und Freundes A. Carstens. Sie spiegeln seine tiefen Kenntnisse des Werkes von Michelangelo wieder, insbesondere in der künstlerischen Interpretation vom menschlichen Körper und von der Aktmalerei.

Die Neugierde auf seine Umgebung ist dokumentiert in den Skizzenalben, mit zahlreichen Details aus Natur, Tierwelt und von Menschen, die er einst traf, insbesondere in Olevano Romano. Mit Ausnahme dieser Skizzen und der Ölportraits seiner Ehefrau Cassandra und seines Vaters, pflegte Koch die Portrait-Malerei nicht weiter.

Er beherrschte ebenfalls die Technik des Kupferstichs und schuf mit den „Römischen Ansichten“ ein bedeutendes Zeugnis der damaligen Stadtlandschaft.

 

Fresken von Koch - Die Göttliche Komödie von Dante im Casino Massimo

Fresken von Koch – Die Göttliche Komödie von Dante im Casino Massimo

Die Fresken im Saal des Casino Massimo im Lateran zeigen ein weiteres Talent dieses vielseitigen Künstlers.

Seine wahre Erfüllung fand J.A. Koch jedoch erst ab 1807 in seinen Ölgemälden. Die Skizzen zu diesen Werken waren minutiöse Kompositionen des gewählten Themas auf Raster-Basis. Einige sehr bedeutende Zeichnungen von Alpen-Landschaften , die später zur Herstellung von Ölgemälden dienten, wurden ursprünglich allerdings nicht für diesen Zweck konzipiert. Sie stammen meist aus seinen früheren Streifzügen durch die Schweiz.

Inspiriert durch die sanfte Schönheit Laziens entwickelte er seine Identität in den von ihm selbst definierten „heroischen Landschaften“: Romantische Inhalte, eingebettet in neoklassizistische Prägungen, Suche nach Harmonie zwischen Mensch und Natur, Sehnsucht nach der Mystik vergangener Zeiten, leuchtende mediterrane Helligkeit.

Seine bedeutendsten Werke befinden sich heute in den wichtigsten Pinakotheken Zentraleuropas. Darunter: Das Kunstmuseum Basel, Gemälde-Galerie Berlin, Pinakothek Dresden, Ferdinandeum Innsbruck, Thorvaldsen’ s Museum Kopenhagen, Die Staatsgalerie Stuttgart. Eine besonders reiche Sammlung seiner Werke bietet dank der Affinität von König Ludwig I. zu Koch die Münchener Neue Pinakothek

Kunsthistorischer Kommentar von Prof. Domenico Riccardi zum Werk von Joseph Anton Koch

Koch war eine vielseitige Persönlichkeit. Man kann seine Werke anfangs noch der traditionellen figurativen Neoklassik eines Asmus Jacob Carstens zuordnen. Dann aber widmete er sich der gewaltigen Dimension der idealen klassischen Landschaft, deren bedeutendste Repräsentanten Adam Elsheimer, Nicolas Poussin, Claude Lorrain und Annibale Carracci waren.

Zusammen mit seinen Freunden Johann Christian Reinhart und Johann Martin von Rohden bildet Koch die neoklassizistische deutsche Triade in Rom die sich unter anderem mit der historischen Malerei – also mit mythologischen Themen – beschäftigt, der sich der schwäbischer Freund Gottlieb Schick anschloss. Später, aber noch vor der Entstehung der Nazarener (die Vereinigung junger „Sezessionisten“ der Wiener Akademie, die 1810 nach Rom kamen), lässt er sich von religiösen Themen inspirieren, die aber selten eine zentrale Bedeutung in seinem Werk annehmen. Denn die Landschaft ist der Mittelpunkt seines Interesses. Aus diesem Grunde kann man Koch nicht als „Nazarener“ bezeichnen, , wie es oberflächlich gerne getan wurde. Der poetische Wert der Natur in seinem Schaffen stand im Gegensatz zu der Ideologie der Nazarener. Allerdings hinderte nicht nur sein dominantes Interesse an den Landschaften, Nazarener zu sein, sondern auch sein freiheitlicher Geist und seine Abneigung jedem Dogma gegenüber.

Koch kam erst im Rahmen seines Aufenthaltes in Wien (1812-1815) mit den neuen romantischen Ideen der ersten Dekade des 19. Jahrhunderts in Berührung. Dort frequentierte er das Haus der Brüder August und Friedrich Schlegel. Diese bekräftigten seine Abneigung gegen den korsischen „Usurpator“ der französischen Revolution und inspirierten den Wunsch nach einer vereinten deutschen Nation („glückliche Heimat der Künste“) ohne dabei sein künstlerisches Ideal verändern zu können. Trotzdem ließ ihn die neue romantische Ästhetik nicht unbeeindruckt. Diese war durch die absolute Freiheit des Künstlers von Bindungen revolutionär – im Gegensatz zur Bindung der traditionellen Ästhetik an das exakte Abbild der Natur. Er selbst gab aber zu, dass „die Landschaft als solche häufig als poetisches Gemälde existieren kann, wenn die darin enthaltenen Lebewesen eine untergeordnete Rolle spielen, wenn also die Landschaft die zentrale Sache bleibt. Die Staffage jedoch verleiht ihr Ausdruck und Inhalt, damit eine poetisch malerische Idylle entstehen kann“.

Heroische Landschaft mit Regenbogen bei Olevano Romano

Heroische Landschaft mit Regenbogen bei Olevano Romano

Dieser Dialog zwischen Lebewesen und Landschaft, diese Einheit zwischen Mensch und Natur sind Koch’ s Errungenschaften in der Landschaftsmalerei. In seinem reichen Schaffen sind sowohl die Landschaft für sich, in ihrem ureigensten naturalistischen Charakter, als auch die „reduzierte „ und „symmetrisierte“ Landschaft in ihrem klassischen Charakter als Vollendung seiner Kunst vereint. In ihr spiegeln sich die Größe der Natur sowie menschliche Szenen als Ursprungsform: „Heroische Landschaft“ nach Kochs eigener Beschreibung.

Die typische Landschaft des siebzehnten Jahrhunderts war noch dem eigentlichem Thema des Bildes untergeordnet. Sie war der Hintergrund, die Kulisse der Szene, die sich davor abspielte. Sie verlor dadurch ihren individuellen Charakter, selbst wenn man in Einzelfällen seltene Elemente von naturalistischem Individualismus finden konnte. Koch brach nicht mit der Tradition. Nein, er nahm von ihr Besitz und suchte und fand neue Ausdruckselemente, um zu seiner Auffassung der heroischen und poetischen Landschaft zu gelangen. Seine Kunst wird heute als ein wichtiger Meilenstein in der deutschen Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts anerkannt. Sie beeinflusste wiederum viele junge Talente, die in seinem römischen Atelier studierten.

Tatsächlich gilt Koch als der bedeutendste Vertreter der romantischen deutschen Malerei im klassizistischen Stil. Dieser war geprägt von einer Vielfalt, die im ersten Drittel des XIX. Jahrhunderts nur im befruchtenden Umfeld des römischen künstlerischen Ambientes entstehen konnte. Kochs Pendant in Deutschland war Caspar David Friedrich (1774-1840). Er war der wichtigste Maler der deutschen Romantik nordischer Prägung, schwermütiger im Ausdruck. Das mag daran liegen, dass deren wichtigsten Künstler (Runge, Kersting, Dahl) Italien niemals besuchten. In seinem Schaffen war Caspar David Friedrich subjektiver, symbolischer, religiöser. Seine Werke sind Zeugen metaphysischer Sehnsucht. Koch ist irdischer. Er beschreibt die organische Einheit zwischen Mensch und Natur. Seine Bilder und Zeichnungen drücken sowohl natürliche Verhaltensweisen von Menschen als auch religiöse oder poetische Darstellungen aus. Sein Beispiel hat Schule gemacht und war wichtiger als das von Caspar David Friedrich, der aufgrund der betonten Subjektivität seines malerischen Ausdrucks keine eigene Schule hatte.

Die Entwicklung von Kochs künstlerischem Schaffen war keineswegs so geradlinig, wie oben beschrieben. Er wechselte immer wieder seine Art zu fühlen und zu gestalten. Er lehnte es ab in Schablonen zu denken und war deshalb auch empfänglich für die Wünsche seiner Auftraggeber.

(Prof. Domenico Riccardi, „Spoletium” Dic. 1988, Rivista di Arte, Storia e cultura, Accademia spoletina, pag. 26.,Italienische Sprache, übersetzt von der Redaktion