Mit Ludwig Richter nach Rom
Einem Aufenthalt in Rom und einer etwa dreimonatigen Reise zu Fuss, per Postkutsche oder anderen zufälligen Fahrmöglichkeiten zu diesem sehnsüchtig begehrten Ziel deutscher Künstler ging in den meisten Fällen die Zusage eines Stipendiums einer Akademie oder eines Landesherrn voraus, oder auch die Förderung durch einen väterlichen Freund, wie es bei Ludwig Richter der Fall war.
Die Zusage einer Förderung durch einen Landesherrn hatte durchwegs eigennützige Ziele, galt es doch, nördlich der Alpen eigene Kunstzentren zu schaffen. Mit einem Stipendium erhielten die besten Studenten der Klassen für Historienmalerei, Bildhauerei und Architektur die Möglichkeit, die Kunstwerke des antiken und christlichen Rom zu studieren und den Kontakt mit Gleichgesinnten aus anderen Nationen zu pflegen, denn Rom galt damals als das erklärte Ziel für Kunstliebhaber und Künstler.
In Ludwig Richters detaillierten Aufzeichnungen über seine Reise von Dresden nach Rom, wo er am 29. September 1823 niederschrieb :
„Welch glückseliges Erwachen brachte der Morgen ! Ich mußte mich einige Augenblicke besinnen, ob ich wirklich wach sei oder vielleicht nur träume, ich wäre in Rom. Aber es war kein Traum ! (….) Die Via Condotti lag noch still und menschenleer im kühlen Morgenschatten; aber am Ausgange derselben leuchtete bereits im goldenen Glanze der Sonne der Pincio mit der Kirche Trinità de’ Monti über der spanischen Treppe“ (1).
– lässt sich eine solche beispielhaft für die vielen anderen und ähnlichen nachverfolgen.
Mit der Zusage von 400 Talern jährlich, die in vierteljährlichen Raten während drei Jahren vom Buchhändler Christoph Arnold überwiesen werden sollten, trug Ludwig Richter die Postkutsche Mitte Juni 1832 von Dresden über Zwickau nach Hof. Von dort führte ihn dann seine Wanderschaft über Nürnberg – München – Salzburg – Gerlos – Innsbruck – Brenner –Verona – Florenz nach Rom, während sein Koffer mit der Postkutsche transportiert einen direkteren Weg zum gemeinsamen Ziel Rom nahm. Am 28. September passierte Ludwig Richter die Porta del Popolo, um im deutschen Gasthaus von Franz ein erstes Zimmer zu beziehen (2).
Dieses Albergo d’ Allemagna des Franz Rössler (3) bot für die Neuankömmlinge zumindest Logis für die erste Nacht. Alles Weitere ergab sich mit Freunden und Bekannten, die man während den darauf folgenden Tagen in und um das Café Greco traf. Ludwig Richter traf nun am folgenden Tag im Greco Wagner aus Meiningen, der ihm sogleich ein Zimmer bei seiner Wirtin im Palazzo Guarnieri, der Villa Malta gegenüber, anbot. Dort kam Richter mit Flor aus Hamburg, Freiburg aus Stralsund, und mit Philipp Veit, der bereits verheiratet im vierten Stock über ihnen wohnte, in Verbindung (4).
Nicht alle kamen in Rom enthusiastisch und voller Tatendrang an. Ludwig Richter berichtet hier in seinen Erinnerungen von Dietrich Wilhelm Lindau und (?) Berthold, die 1821 nach Rom mit wenigen Talern in der Tasche aufbrachen, „bei gutherzigen Bauersleuten nach angestrengtester Wanderung einkehrend, von Brot, Früchten und Milch sich nährend“. Berthold starb allerdings aufgrund der Strapazen bei „Einsiedlerkost“ kurz nach seiner Ankunft in Rom an Abzehrung (5).
Siehe noch Zeitzeugen: Ludwig Richter, Erinnerungen eines Deutschen Malers
- Richter, Ludwig. 1909. S. 147.
- Richter, Ludwig. 1909. S. 115 ff.
- Dieses Gasthaus wird oft nur als das „Gasthaus von Franz“ bezeichnet und seine Verbindung zu den deutschen Künstlern in Rom in den Lebenserinnerungen und Biographien als bekannt vorausgesetzt.
- Poensgen führt hier Franz Rössler als den Wirt dieses deutschen Gasthauses an.
- Poensgen, Georg. 1957. S. 50.
- Richter, Ludwig. 1909. S. 148 f.
- Richter, Ludwig. 1909. S. 112.
Werke von Ludwig Richter – Gemälde – Zeichnungen