Salonkultur und Kaffehausatmosphäre in Rom
Es scheint so, als hätten die Deutschen, die im eigenen Land kein Zentrum der politisch-geistigen Auseinandersetzung fanden, dieses konsequent nach Rom verlegt und es für sich zur heimlichen Hauptstadt erhoben.
Neben vermögenden Bürgerlichen waren die Reisenden größtenteils Adelige, die während ihres Romaufenthaltes nicht länger in den Palais adeliger Römer wohnten, sondern sich meist in den Gasthäusern um den Spanischen Platz, dem traditionellen Fremdenviertel, einmieteten und mit den dort wohnenden Künstlern nicht nur räumlich, sondern auch in der Lebenshaltung näher rückten.
Ohne einen entsprechenden Einfluss auf die politische Wirklichkeit ausüben zu können, wurde hier die bürgerliche Revolution im Geiste ausgetragen –
„als idealer Entwurf eines innerlich ungebundenen Menschen, der, geistig entschlackt von Konventionen und Traditionen, im privaten Kreis das aufgeklärte Gemeinschaftsideal zu erfüllen versucht“ (1)
Anders als in den männerdominierten Kaffeehäusern, die Bindeglied zur deutschen Heimat, Ausstellungs- und Verkaufsraum der Künstler, Raum für gesellschaftliche Studien und die Auseinandersetzung mit der Politik in Deutschland waren, bildeten die Salons einen gesellschaftlichen Freiraum eigener Art. Der Begriff des Salons, primär „als Ort weiblicher Kultur, an dem sich Gäste um eine Frau und unter deren Regie zu gebildeter Konversation zusammenfinden“ (2) , kam erst nach 1800 in Mode. Frau empfing zur „societe“, zur „soirée“ oder wie unter deutschen Salonnieren üblich, einfach zum Tee.
Die Nachmittage und Abende umfassten Vorträge, Rezitationen, Musikaufführungen, Theater und anderes mehr, und es lag in der Kunst der Gastgeberin und des Gastgebers, „alle, sogar die Gruppen der Idealisten und Streber, durcheinander zu wirbeln und in Gesprächen, die für alle gleich interessant waren, in neuer Ordnung wieder zu verbinden.“ (3)
Bei Angelika Kauffmann, Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach, Friederike Brun, Caroline von Humboldt und bei Karl Friedrich Emich Freiherr von Uexküll-Gyllenband entwickelte sich ein neues Menschenbild gegenseitiger Wertschätzung und Toleranz.
Anna Amalia, Herzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach
Angelika Kaufmann und Friederike Brun
Wilhelm und Caroline von Humboldt
Karl Friedrich Emich Freiherr von Uexküll-Gyllenband
- Vgl. Peters, Ursula : Das Ideal der Gemeinschaft. In : Künstlerleben in Rom. 1991. S. 157 ff.
- Simanowski, Roberto. 1999. S. 9.
- Simanowski, Roberto. 1999. S. 16